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Text File  |  1992-09-09  |  12KB  |  171 lines

  1. Software-Test: Festplatten-Backup-Programme   (von Stefan Salewski, 5.9.92)
  2. -------------------------------------------
  3. Im Test: ABackup V1.31   von M.GOUNELLE Denis  und
  4.          KwikBackup V2.4 von Achim Siebert.
  5.  
  6. Bis  vor  kurzem  hatte  ich  im  FD- und Low-Cost-Bereich kein brauchbares
  7. Programm zum Sichern meiner 100 MByte Platte finden können. In den  letzten
  8. 6  Monaten  habe  ich  das Programm Bru benutzt, welches mit dem A3000 mit-
  9. geliefert wurde. Das einzig positive an Bru ist eigentlich,  daß  es  Daten
  10. komprimieren  kann.  Die Bedienung ist sehr umständlich, und langsam ist es
  11. auch. Daher hatte ich schon an  den  Kauf  eines  kommerziellen  Programmes
  12. gedacht,  bis  ich  dann  letzte  Woche  gleich  zwei  neue Backupprogramme
  13. erhielt. Das erste Programm heißt KwikBackup und stammt von Achim  Siebert,
  14. dem  Bruder  des bekannten FD-Autors und Compilerbauers Fridtjof. (Übrigens
  15. ist Fridtjof auch der Autor der schon einige Jahre alten  Version  1.0  von
  16. KwikBackup, Achim hat das Programm weiterentwickelt und an OS2.0 angepaßt.)
  17. KwikBackup  ist  in  der  aktuellen und hier beschriebenen Version 2.4 Low-
  18. Cost-Software, man bekommt es nachdem man dem Autor 20 bis 30 DM  geschickt
  19. hat.  (Die  Version  2.0,  die  allerdings keine Komprimierung unterstützt,
  20. findet man auf der FD-Disk AMOK 70.) Das andere Programm, das ich ebenfalls
  21. letzte Woche erhielt, stammt von dem Franzosen M.GOUNELLE Denis  und  nennt
  22. sich ABackup. Es ist ein Shareware-Programm, man findet die Vollversion auf
  23. Fish  706.  Für  die  zehn  Dollar  Sharewaregebühr soll man sogar noch ein
  24. kostenloses Update erhalten, sobald es fertig ist.
  25.  
  26. Jetzt zu den Programmen im einzelnen:
  27. KwikBackup läuft nur unter OS  2.x,  während  ABackup  auch  unter  KS  1.3
  28. funktionieren  soll.  Ich  habe  beide  Programme allerdings nur auf meinem
  29. A3000 unter OS  2.0  getestet.  Kwikbackup  öffnet  sein  Fenster  auf  der
  30. Workbench,  während ABackup einen eigenen Screen verwendet. Beide Programme
  31. können Daten  komprimieren.  Während  ABackup  dafür  eine  eigene  Routine
  32. enthält,  nutzt  KwikBackup die XPK-Library.  ABackup  verwaltet eine Liste
  33. aller Files auf der zu sichernden Festplattenpartition.  Dadurch  kann  man
  34. sehr  einfach,  ähnlich wie in einem Filerequester, einzelne Files, Gruppen
  35. oder ganze Verzeichnisse auswählen. Allerdings hat die Benutzung  so  einer
  36. Fileliste auch einen kleinen Nachteil. Zu Beginn des Backups muß sie zuerst
  37. einmal  generiert  werden,  und  da  man sie auch beim Wiederherstellen von
  38. gelöschten Daten verwenden will, muß sie mit auf  die  Sicherrungsdisketten
  39. abgespeichert   werden.  Hat  man  aber  auf  seiner  Festplatte  ein  File
  40. (versehentlich) gelöscht, so kann man es sich  mit  dieser  Fileliste  sehr
  41. schnell aus einem Stapel von Sicherungsdisketten  herauspicken.  Kwikbackup
  42. verzichtet  auf  die  Verwendung  so  einer  Liste.  Man  kann nur in einem
  43. Stringgadget ein Namensmuster  angeben,  welches  dann  beim  Sichern  oder
  44. Wiederherstellen  beachtet  wird.  "#?"  würde  dann  alle  Files  sichern,
  45. ~(#?.obj) alle Files außer denen mit der Endung  obj.  Diese  Methode  über
  46. Amiga-DOS  Namensmuster  sieht  auf dem ersten Blick zwar etwas unscheinbar
  47. aus, reicht meiner Meinung nach aber völlig aus. Man muß sich nur etwas mit
  48. dem Patternmatching unter OS2.0 auskennen. In der Regel  wird  man  eh  die
  49. ganze  Partition oder das betreffende Verzeichnis sichern, denn nach Murphy
  50. löscht man immer nur die Dateien versehentlich,  die  man  nicht  gesichert
  51. hatte. Kwikbackup kann wie ABackup ein Reportfile erzeugen, in dem zu jedem
  52. gesicherten  File  neben seiner Größe (vor und nach der Komprimierung) auch
  53. steht, auf welcher Sicherungsdisk sich das betreffende File  befindet.  Mit
  54. dieser  Reportliste  kann  man auch mit Kwikbackup auf einzelne Files recht
  55. schnell zugreifen, da man ja nach einem Blick in das Reportfile gleich  die
  56. richtige  Disk  einlegen  kann.  Einen Vorteil hat aber ABackup: Mein A3000
  57. hat ein HD-Diskettenlaufwerk (1.76  MByte),  und  ABackup  kann  dieses  im
  58. Gegensatz  zu   KwikBackup ausnutzen. Wenn man nur ein normales DD-Laufwerk
  59. hat, ist dieser Punkt natürlich bedeutungslos,  aber  wer  ein  HD-Laufwerk
  60. besitzt  möchte  dieses (wie ich) natürlich auch ganz gerne ausnutzen. Zwar
  61. spart man dadurch kein Geld (HD-Disk kosten momentan ca.  doppelt  so  viel
  62. wie  DD-Disk),  und  schneller geht das Backup mit HD-Disk auch nicht, aber
  63. man muß nur halb so viel Disketten beschriften, wechseln  und  aufbewahren.
  64. Ich  habe  mich deshalb bei Achim erkundigt, ob er nicht in KwikBackup eine
  65. Unterstützung von HD-Laufwerken einbauen könne, doch  er  schrieb  mir  das
  66. dies  sehr  große  Änderungen am Programm bedeuten würden, und daß es daher
  67. (zumindest vorerst) keine Version für  HD-Laufwerke geben wird.  Allerdings
  68. gleicht  KwikBackup  dieses  Minus  dadurch  teilweise  wieder  aus, daß es
  69. mehrere Laufwerke unterstützt. Um die beiden Programme  besser  vergleichen
  70. zu  können  habe  ich  mit  beiden  ein Backup der Partition Oberon: meiner
  71. Festplatte erstellt. Die Partition ist mit 3,5 MByte (883 Files) zwar recht
  72. klein, enthält aber  Textfiles, Objectfiles (Oberon #?.obj) und ausführbare
  73. Programme zu etwa gleichen Anteilen und erschien mir daher zum Testen recht
  74. brauchbar.  Zuerst  habe  ich   die    Partition    mit    dem    bekannten
  75. Archivierungsprogramm    lha  Probe-  und  Sicherheitshalber  (  falls  die
  76. Backupprogramme bei der Restauration versagen) in ein File auf eine  andere
  77. Partition komprimiert.  Dazu brauchte lha sechs Minuten, die erzeugte Datei
  78. war nur 1,37 MByte groß, der Komprimierungsfaktor lag also bei beachtlichen
  79. 60  %.    ABackup  brauchte  für  die Sicherung der gesamten Partition acht
  80. Minuten und dreizig Sekunden, und zwei HD-Disketten. Die erste Diskette war
  81. nach fünf Minuten mit ca. 2,5 MByte gefüllt,  die  zweite  Disk  wurde  nur
  82. teilweise  beschrieben.  Danach habe ich den gleichen Test mit DD Disketten
  83. wiederholt. Wie erwartet braucht ABackup  dann  zwei  Minuten  und  dreizig
  84. Sekunden  pro  Disk,  und es passen ca. 1.2 MByte auf eine DD-Diskette. Der
  85. gesamte Sicherungsvorgang dauerte ebenfalls acht Minuten und  30  Sekunden.
  86. Die  Benutzung  von HD-Disketten bringt also keinen Zeitgewinn, man braucht
  87. aber nur halb so viel Disketten  zu beschriften und zu verwahren,  außerdem
  88. hat  man doppelt so viel Zeit zwischen den Diskettenwechseln zur Verfügung.
  89. Zum Schluß habe  ich  nochmal  mit  ABackup  ein  Backup  ohne  Kompression
  90. gemacht.  Dann  benötigt  ABackup drei HD-Disketten und eine Minute länger,
  91. also neun  Minuten  und  30  Sekunden.  Auf  einem  A3000  lohnt  sich  die
  92. Kompression  also  eindeutig,  aber  auch  auf einem normalen Amiga ist sie
  93. sinnvoll, denn in den Pausen zwischen den Diskettenwechseln kann  man  sich
  94. ja  durchaus  irgendwie sinnvoll beschäftigen. Die Platzersparnis durch die
  95. Kompression lag übrigens bei ca 40%. Das ist gemessen an den  60%  von  lha
  96. zwar nicht sehr viel, aber immerhin.
  97.  
  98. Nun  das  ganze  nochmal mit Kwikbackup. KwikBackup benutzt zur Kompression
  99. die XPK-Library und kennt auch verschiedene Komprimiermodi.  Ich  habe  die
  100. von  Achim  empfohlenen  Modi  Nuke  und  BLZW  getestet.  BLZW  ist  etwas
  101. schneller, dafür komprimiert Nuke etwas besser. Mit BLZW braucht KwikBackup
  102. drei Disketten und 6 Minuten für die Oberon- Partition. Um eine Diskette zu
  103. füllen werden zwei Minuten und 17 Sekunden benötigt.  Der  Nuke  Kompressor
  104. ist  etwas langsamer. Insgesammt werden 6 Minuten und 40 Sekunden benötigt,
  105. die erste Disk ist nach zwei Minuten und 46 Sekunden gefüllt.  Nach  Angabe
  106. von   Kwikbackup  erreicht  BLZW  einen  Platzgewinn  von  32%,  Nuke  43%.
  107. Nachprüfen konnte  ich  das  aber  nicht,  da  mit  beiden  Kompressoren  3
  108. Disketten  benötigt  werden  und  ich  nicht genau weiß wie voll die dritte
  109. Diskette  geworden  ist.  Dem  aufmerksamen  Leser  werden  sicher   einige
  110. Inkonsistenzen  bei  den  Zeitangaben aufgefallen sein: Pro Disk sind beide
  111. Programme etwa gleich schnell, aber bei der Gesamtzeit ist  KwikBackup  ca.
  112. zwei   Minuten  schneller.  Die  Ursache  für  diese  Diskrepanz  ist,  daß
  113. KwikBackup schon während des Backups die Schutzbits  der  Dateien  auf  der
  114. Festplatte  setzt,  ABackup  jedoch  erst  nach  den  Backup.  Und  um alle
  115. Schutzbits der 883 Dateien auf "archiviert" zu setzen braucht ABackup  fast
  116. zwei  Minuten. Eigentlich ist die Vorgehensweise von ABackup richtig, da so
  117. erst nach Fertigstellung des gesamten Backups ein  Schreibzugriff  auf  die
  118. Platte stattfindet. Damit ist ausgeschlossen, daß das Backupprogramm selbst
  119. die Platte beschädigt, noch ehe das Backup fertig ist.
  120.  
  121. Jetzt  zum  wiederherstellen der Daten. Ich habe die Partion Oberon jeweils
  122. formatiert und dann restaurieren lassen. KwikBackup braucht dazu  nur  drei
  123. Minuten  und  16  Sekunden,  die  erste  Disk  wird  in einer Minute und 13
  124. Sekunden eingelesen. ABackup braucht fast doppelt so lange, insgesamt sechs
  125. Minuten und 23 Sekunden. Diesen Zeiten sollte man aber  keine  allzu  große
  126. Bedeutung  beimessen,  denn  das Wiederherstellen ist ja zum Glück nur sehr
  127. selten erforderlich, und wenn, dann ist einem eh egal wie lange es  dauert.
  128. Hauptsache  es  funktioniert  fehlerfrei.  Wichtig  ist  natürlich, daß die
  129. wiederhergestellten Files mit den  ursprünglichen  identisch  sind.  Leider
  130. konnte  ich  in meiner FD-Sammlung kein Programm finden, das eine Prüfsumme
  131. über ein komplettes Verzeichnis errechnen kann.  Daher  habe  ich  nur  die
  132. Gesamtzahl  der  Files,  ihre  gesamte  Größe und einige Programme auf ihre
  133. Funktionsfähigkeit getestet. Hierbei konnte ich bei beiden Backupprogrammen
  134. keine Fehler erkennen.
  135.  
  136. Zum Schluß noch einige Bemerkungen: Beide Programme erzeugen einen  Piepton
  137. wenn  sie  eine  neue Diskette verlangen und arbeiten nach dem Einlegen der
  138. neuen Disk automatisch weiter, man braucht  also  nicht  noch  extra  einen
  139. Requester  anzuklicken. Leider brechen aber auch beide Programme das Backup
  140. ab, wenn sie auf eine fehlerhalte Diskette stoßen. Dies ist meiner  Meinung
  141. nach  der  größte  Minuspunkt  beider  Programme.  Wesentlich  besser  wäre
  142. natürlich wenn sie sich merken könnten, bis wo sie gekommen waren, und dann
  143. einfach mit  einer  neuen  Diskette  weitermachen.  ABackup  erkennt  seine
  144. eigenen  Disketten  nicht, wenn man also beim Diskettenwechsel Fehler macht
  145. und  eine  schon  beschriebene  Disk  einlegt,  wird  sie   ohne    Warnung
  146. überschrieben.  Die  Uhr von ABackup geht auf meinem Recher stark vor, aber
  147. das ist ja nicht tragisch. Die Anleitungen zu beiden Programmen sind mit je
  148. ca 500 Zeilen angemessen und leicht zu verstehen, die Anleitung von ABackup
  149. ist in Englisch verfaßt, die von KwikBackup  in  Deutsch.  Beide  Programme
  150. sind  sehr  einfach  über  Gadgets  bzw. Menüs zu bedienen. Leider scheinen
  151. beide Programme Soft- und Hardlinks nicht zu unterstützen, jedenfalls  wird
  152. davon nichts in den Anleitungen erwähnt.
  153.  
  154. Fazit:  Beide  Programme  stellen eine preisgünstige alternative zu den mit
  155. Preisen um die 100 DM doch recht teuren kommerziellen Programmen  dar.  Mit
  156. 10  Dollar  ist ABackup etwas günstiger als KwikBackup mit seinen 20 bis 30
  157. DM. Wer noch ein gutes Backupprogramm sucht, sollte sich ABackup  unbedingt
  158. einmal  selbst  ansehen (Fish 706), von KwikBackup kann man sich leider nur
  159. die  Version  2.0  ohne  Kompression  ansehen   (AMOK    70).    Von    der
  160. Leistungsfähigkeit  liegen  beide  Programme dicht beieinander, ABackup hat
  161. durch die Unterstützung von HD-Disketten (1.76 MByte) und  eventuell  durch
  162. die  Fileliste  einen  kleinen  Vorteil,  dafür  ist  KwikBackup aber etwas
  163. schneller. Natürlich kann man beide Programme noch verbessern, mir  genügen
  164. sie  (vorausgesetzt sie sind wirklich fehlerfrei) jedenfalls, und ich werde
  165. mir demnächst kein kommerzielles Programm kaufen.
  166.  
  167. (Stefan Salewski, 5.9.92)
  168.  
  169.  
  170.  
  171.